Lärm

Streit um Motocross-Lärm entschieden

Heilbronn – Kräftiger Wind aus West/Südwest, dazu voller Trainingsbetrieb auf der Motocross-Strecke des Frankenbacher Moto Cross Clubs (MCC) – lange hat Dr. Rainer Märkl auf dieses „Worstcase-Szenario“ gewartet.

Von Andreas Tschürtz

Streit um Motocross-Lärm entschieden

Seit den 60ern wird auf dem Gelände am Pfauenhof Motocross-Sport betrieben. Erweiterte Trainingszeiten haben zu Klagen von Anwohnern geführt.Foto: Archiv/Bertok

 Heilbronn – Kräftiger Wind aus West/Südwest, dazu voller Trainingsbetrieb auf der Motocross-Strecke des Frankenbacher Moto Cross Clubs (MCC) – lange hat Dr. Rainer Märkl auf dieses „Worstcase-Szenario“ gewartet. Am 5. September herrschen endlich die Bedingungen, die der Sachgebietsleiter für Immissions- und Arbeitsschutz der Stadt Heilbronn braucht, um die maximale Lärmbelastung im Krautgarten zu messen. Bewohner der Straße hatten immer wieder über den Lärm der nahen Motocross-Strecke geklagt.

Der Schall treibt die Anzeige bis auf 69,6 Dezibel. Meist liegt der Ausschlag deutlich niedriger, bei 57. Erlaubt sind 55. Allerdings im Durchschnitt eines Zeitraums von sechs Uhr morgens bis 22 Uhr abends. Als Märkl später seine Messwerte auf diese 16 Stunden umrechnet, kommt er auf einen Beurteilungspegel von 51 Dezibel. Das ist nicht einmal halb so laut wie erlaubt ist, denn drei Dezibel mehr oder weniger wirken wie eine Lärmverdopplung beziehungsweise -halbierung. „Wir können also nichts machen“, sagt Rainer Märkl.

Entsetzt

Als die Anwohner im Krautgarten in dieser Woche von dem Messergebnis erfahren, sind sie teils ratlos, teils entsetzt. „Die Messwerte über mehrere Stunden zu mitteln, ist doch absoluter Quatsch. Was stört, ist ja das immerwährende Aufjaulen“, sagt der 68-jährige Dieter Maurer. Dass die Motocrossler sogar noch lauter sein dürften, kann Sieglinde Kubin nicht nachvollziehen: „Was wäre denn dann? Da würden ja die Häuser beben.“ Sie hofft jetzt auf den „guten Willen des Vereins“, damit sich die „schleichende Erweiterung“ von früher einem Training auf heute drei nicht weiter fortsetzt.

Bestätigt

Michael Bolz, Manager und Sponsor des MCC, sieht die Position des Vereins durch die letzte Messung bestätigt: „Das hatten wir uns gedacht. Wir haben ja auch selbst immer gemessen.“ Theoretisch könnte der MCC sogar weitere Trainingstermine bei der Stadt beantragen, ohne dass sie das ablehnen könnte – die Anlage ist genehmigt und die Grenzwerte werden eingehalten. Solche Gedankenspiele gebe es jedoch nicht, sagt Michael Bolz. „Wir sind daran interessiert, dass wir mit gutem Gewissen ohne Ärger trainieren können.“

Viel Motorengeheul wird der Wind dieses Jahr nicht mehr zum Krautgarten tragen. Ein Abschlusstraining noch, dann ist die Saison beendet. Die Termine für das Winter-Motocross-Rennen und den Saisonstart 2010 will der MCC demnächst festlegen.

Lärmmessungen

Fünf weitere Messungen der Stadt zwischen 2008 und Frühjahr 2009 ergaben an der nächstgelegenen Bebauung zur Rennstrecke Lautstärken zwischen 30 und 40 Dezibel. Allerdings wurde nicht immer bei vollem Trainingsbetrieb gemessen und nicht immer bei einer ungünstigen Windrichtung. Anwohner hatten in eigenen Messungen Spitzenwerte von mehr als 70 Dezibel festgestellt. Weder ihre Messungen noch die der Stadt hätten vor Gericht Beweischarakter. Hierfür müssten Experten unabhängige Messungen durchführen.